Ha Long Bay wir kommen

Noch bevor Magnus, Killean und ich fertig sind ist Barney schon mit funktionierenden Blinkern zurück von der Werkstatt.
Es ist 8:00 Uhr – Klar ist das wir es nicht an einem Tag bis nach Ha Long schaffen werden, also entscheiden wir uns dafür zunächst Richtung Küste zu fahren und dann südwärts nach Ha Long. Der für uns günstigste Ort für die Nacht scheint Tiên Yên – der Weg dorthin verläuft auch Problem und Ereignislos. Dafür wird der Abend um so interessanter.
Kurz nach der Ankunft spricht uns eine junge Frau an, Sie spricht gut englisch und würde uns bei der Suche nach etwas zu essen helfen. Wir landen an einem Straßenstand mit den üblichen kleinen Stühlchen. Es gibt eine art Omlette welches Portionsweise als „Frühlingsrolle“ gegessen wird – dies, sagt uns die junge Frau, ursprünglich aus Saigon und die Köchin hat es in den Norden gebracht.

Mit gefülltem Magen finden wir schnell ein günstiges Hotel, richten uns ein und gehen Duschen. Es ist unglaublich wie viel Staub sich aus dem Gesicht waschen läßt nach einem Tag auf dem Motorrad. Auch der kleine Spalt zwischen Sockenende und Hosenanfang ist auffalend Braun.
Killean, Barney und Ich wollen noch ein Bier trinken gehen, Magnus nimmt sich ein wenig Zeit für sich. Im Einangsbereich bietet sich erneut Jemand an uns bei der Suche zu helfen. Immer wieder zeigt er auf verschiedene Läden, in denen aber nie viele Sitzen – bis wir an einer kleine Bar ankommen vor der knapp 20 Anwohner Platz genommen haben. Hier wollen auch wir unser Bier genießen und schnappen uns ein paar kleine Hocker. Das Bier kommt in Pitchern a ~1,5 L(30.000 Dong = ~1,20) direkt vom Fass(selten in Asien soweit) und dann dauert es nicht lange bis sich die ersten Leute zu uns setzen, wir zu Ihnen und durcheinander. Rund zwei Stunden reden wir über Herkunft, Motorräder/Scooter und vieles mehr – so gut es das Englisch Vietnamesen oder die Übersetzungsfähigkeiten unseres Guides es zulässt. Ein Vietnamese erreicht irgendwann den Punkt an dem er fasst nur noch „Made in Vietnam“ raus bringt.
Die Bar schließt und unser Guide läd uns noch auf ein paar weitere Bier in sein Cafe ein, gern nehmen wir dies an und staunen nicht schlecht als unser „Made in Vietnam“ inklusive Freundin auch dort auftauchen. Diese ist von seinem Zustand aber nicht so begeistert wie wir, zumindest haben wir unsere Freude mit Ihm. Nach einer weiteren Stunde löst sich dann auch diese Gruppe auf und unsere Hintern finden den Weg ins Bett.

Der nächste Tag bricht spät an, jeder hat ein wenig Schlaf gebraucht – nun Magnus sicherlich nicht so viel wie der Rest von Uns. Aber endlichen schaffen wir es los zu fahren, kleiner Stopp bei der Werkstatt bei der wir schon Abends zuvor ein paar Dinge repariert hatten und dann sind es nur noch etwas über 100KM bis Ha Long und hoffentlich schaffen wir es noch auf die letzte Fähre.

Es könnte alles so einfach sein – wenn nicht ein Neunjähriger mit seinem 4 Jährigen Beifahrer und dem Scooter direkt vor Barney die Strasse kreuzen wollen würde. Das würde vielleicht ja sogar klappen, wenn man wenigstens schauen würde ob Jemand auf der Straße unterwegs ist – hat er aber nicht. Nur knapp konnte Barney den Zusammenstoß auf ein Minimum reduzieren – er schlittert mehrere Meter über den Asphalt. Der Scooter der beiden Jungs scheint mehr oder minder nur umgekippt zu sein – aufgrund des Regens waren wir nicht besonders schnell unterwegs. Barney und dem 9-Jährigen geht es so weit gut.
Bald wird aber klar das sich der 4-Jährige verletzt hat, sein linker Arm startet anzuschwillen. Während Barney diesen notdürftig schient und die Angehörigen dazu bringen will den Kleinen ins Krankenhaus zu bringen, ruft der Besitzer eines nahgelegenen Restaurants einen befreundeten Mechaniker. Barney’s Motorrad braucht ein neuen Frontreifen, Brems- und Kupplungshebel.

Es scheint zunächst als wenn für alles gesorgt ist, dann treffen aber zunächst die Tante des Kleinen ein, immer mehr Fremde und die Eltern. Einer der fremden Anwohner versucht zusammen mit der Tante Bargeld von Barney zu bekommen. Es geht hin und her – Krankenhaus ist teuer – wir machen das hier immer halb und halb – Barney ist nicht Schuld sondern der 9-Jährige – der ist zu Jung – dann hätte er nicht fahren sollen – der Arm des Kleinen schwillt weiter an. Erst als wir gemeinsam beschließen etwas zum Krankenhausbesuch beizutragen wird endlich ein Taxi gerufen. Noch bevor das Motorrad fertig ist trifft das Taxi ein und der Kleine macht sich mit seinen Eltern auf den Weg.

Die letzten Kilometer verlaufen zum Glück wieder ungestört, die letzte Fähre ist aber schon abgefahren.

Der nächste Morgen bricht an, Killean und ich machen uns auf zur Fähre – Magnus muss nach Hanoi um einen Flieger nach Japan zu erwischen und Barney begleitet Ihn… Abschied nach ~9Tagen gemeinsamen Abenteuern im Norden Vietnams.

 

Insgesamt waren es über 1500 KM und hier eine kleine, sicherlich nicht vollständige, Liste der Dinge die wir an den vier Motorrädern machen mussten.

  • gebrochene Kette
  • Reifenschlauch
  • Frontreifen
  • mehrere Bremsen
  • Brems und Schalthebel
  • Tankbehälter
  • mehrere Lichter und Lampen
  • Schaltungen
  • Luftfilter
  • Auspuff
  • Griffe
  • Zündkerze
  • Hupen
  • Kugellager
  • diverse Schrauben die festgezogen oder verloren wurden
  • mehrere Ölwechsel

Die meisten Fotos inkl. Cat Ba/Ha Long Bay sind bereits auf FLCKR

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3 Kommentare

  1. Krass. Kann man sich im Vorfeld ja gar nicht vorstellen, dass man jedem Tag irgendwas reparieren darf, oder? Ist ja gut, dass nicht schlimmeres passiert ist… Als 9-Jähriger zu fahren ist schon heftig.

    • Im Süden von Hanoi sind die Strassen deutlich besser und ich war nur wegen Ölwechsel und Kette spannen in der Werkstatt. Im Norden sind die Strecken teilweise schon sehr holprig.

  2. Pingback:Ho-Chi-Minh erreicht – Michael Pohlmann

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